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Bischöfin Hofmann und Bischof Gerber pilgern von Marburg nach Amöneburg

Wertvolle Begegnungen an Pfingstmontag auf dem Pilgerweg

Es war ein deutliches Zeichen der Wertschätzung für Menschen, die in der Pandemie vor besonderen Herausforderungen stehen und ein starkes Signal der ökumenischen Zusammenarbeit: Auf einem gemeinsamen Pilgerweg sind die evangelische Bischöfin Dr. Beate Hofmann und der katholische Bischof Dr. Michael Gerber nun Medizinern und Pflegekräften, Mitarbeitenden der Krankenhausseelsorge und Studierenden begegnet.

Lesen Sie hier ein Interview mit Bischöfin Hofmann und Bischof Gerber zu den Erlebnissen und Begegnungen des Tages. Unter dem Text finden Sie auch eine Bildergalerie mit Foto-Impressionen vom gemeinsamen Pilgerweg.

Frau Bischöfin Dr. Hofmann, Herr Bischof Dr. Gerber, Sie sind am Pfingstmontag von der Elisabethkirche in Marburg zur Stiftskirche in Amöneburg gepilgert. Warum haben Sie sich gemeinsam auf den Weg gemacht?

Bischöfin Dr. Hofmann:

Ursprünglich hätten wir heute einen ökumenischen Pfingstmontags-Gottesdienst auf dem Hessentag in Fulda gefeiert. Doch der wurde abgesagt. Wir waren uns einig: Gar nichts im Jahr der Ökumene gemeinsam am Pfingstmontag zu machen, wäre auch blöd gewesen. Doch wir wollten den vielen Gottesdiensten, die bereits von den lokalen Arbeitsgemeinschaften der christlichen Kirchen geplanten waren, auch nicht in die Quere kommen. So entstand die Idee: Wir gehen zusammen pilgern. Das ist Corona-tauglich, das kann man auch bei höheren Inzidenzzahlen noch machen und dabei im gebotenen Rahmen Menschen begegnen.

Bischof Dr. Gerber:

Die beiden Kirchen haben für unsere beiden Konfessionen eine wichtige Bedeutung. Darum hat sich dieser Pilgerweg angeboten. Uns war es aber auch ein wichtiges Anliegen, Menschen zu begegnen, die von der Pandemie besonders herausgefordert sind: Menschen, die ganz wichtige Arbeit leisten, die man oft so aber gar nicht wahrnimmt. Das sind insbesondere Pflegekräfte, aber auch Menschen in der Seelsorge oder Studierende, die irgendwie schauen müssen, wie sie ihr Studium und ihre sozialen Kontakte organisieren. Wir hatten dabei sehr beeindruckende Begegnungen mit ausländischen Studierenden, für die die Situation nochmal eine eigene Herausforderung ist, weil sie sehr weit weg von zu Hause sind. Wenn dann ein Familienmitglied an Corona erkrankt ist oder sogar stirbt, können sie kaum direkten Kontakt aufnehmen. Und wir haben eindrückliche Berichte von Studierenden gehört, in deren Heimat es große Spannungen gibt, aktuell vor allem im Nahen Osten.

 

Gab es heute Begegnungen, die Sie besonders beeindruckt haben, die Sie noch einmal neu ins Nachdenken brachten und wo Sie sagen: Da müssen wir als Kirchen reagieren?

Bischöfin Dr. Hofmann:

Das waren sicher die Begegnung mit Pflegekräften, die uns sagten, dass ihnen jetzt nach 15 Monaten Pandemie immer mehr die Kolleginnen und Kollegen weglaufen und die Situation einfach immer schwieriger wird. Und die auch wirklich um Unterstützung bitten und sagen: "Macht die Verantwortlichen darauf aufmerksam, hier ist ein riesiges Problem. Wir lieben unsere Arbeit. Wir machen eine wichtige Arbeit. Wir machen eine sinnvolle Arbeit. Aber wir brauchen einfach mehr Menschen, die diese Arbeit mit uns machen und dazu müssen sich die Rahmenbedingungen von Pflege ändern." Das haben wir heute an verschiedenen Orten sehr deutlich und auch sehr eindrücklich gehört.

Bischof Dr. Gerber:

Dabei geht es vor allem auch um eine gesellschaftliche Akzeptanz und Anerkennung. Der Satz einer der Pflegekräfte dazu hat uns heute sehr beschäftigt. „Zuerst haben die Menschen für die Pflegekräfte geklatscht, anschließend bekamen sie die Klatsche“: Vor dem Hintergrund der Spannungen, die es immer wieder gibt, stehen oft die Pflegekräfte in der Kritik. Zum Beispiel bei der Regelung des Zutritts von Angehörigen in Pflegeheimen, vor allem aber, wenn Bewohner sich infizieren. Das bringt auch erfahrene Pflegekräfte an ihre Grenzen. Wir möchten darum für die gesellschaftliche Akzeptanz und Anerkennung der enormen Leistungen in diesem Bereich werben. Gleichzeitig möchten wir den Menschen zuhören und erfahren, vor welchen Herausforderungen sie stehen und was es heißt, unter diesen Bedingungen Pflege zu gestalten.

Bischöfin Dr. Hofmann:

Mich beschäftigt sehr die Frage, wo Pflegekräfte die Erfahrungen, die sie in der Pandemie gemacht haben, verarbeiten können. Welche Möglichkeiten gibt es, sich die Bilder, den Kummer, die Sorgen, die Belastungen auch von der Seele reden zu können. Das war und ist ein Thema, das uns auch als Kirchen weiter beschäftigen muss: Wo bieten wir Menschen Gelegenheiten, die Erfahrungen der Pandemie zu verarbeiten und ins Gespräch und den Austausch miteinander zu kommen, um diese Erfahrungen zu verarbeiten?

Bischof Dr. Gerber:

Wir haben in diesem Bereich einen systemischen Ansatz, mit dem wir Klinikseelsorge als Dienst nicht nur an den Patientinnen und Patienten, sondern auch an den Pflegenden und Angehörigen verstehen. Gerade in der Pandemie zeigt sich, wie wichtig ein solcher Ansatz ist. Dazu hatte ich auf einer der Wegstrecken ein anregendes Gespräch mit einem der Klinikseelsorger. Zuvor haben uns im Klinikum schon Pflegekräfte berichtet, wie wichtig und hilfreich die Arbeit der Seelsorge-Teams gerade in dieser Zeit ist. Dazu passt aus meiner Sicht sehr gut, dass wir gerade gemeinsam eine ökumenische Rahmenvereinbarung unterschrieben haben, in der verbindlich festgehalten ist, wie wir Klinikseelsorge wechselseitig als gemeinsamen Dienst verstehen.

 

Sie sind diesen Tag gepilgert und Sie haben von spannenden Begegnungen und Gesprächen berichtet, die Sie erlebt haben. Aber was bedeutet für Sie hier die Verbindung zum Pilgern?

Bischof Dr. Gerber:

Für mich bedeutet Pilgern immer auch mit dem Unerwarteten zu rechnen, etwa ungewöhnlichen Begegnungen. Für mich gehört zum Pilgern eine Offenheit für neue Impulse und für neue Sichtweisen. Ebenso, wie wir heute auf unserem Weg verschiedene Landschaften gesehen haben, möchte ich mir so selbst den Horizont weiten zu lassen. Solche Erfahrungen braucht unsere Gesellschaft immer wieder: Dass wir uns in Begegnungen den Horizont weiten lassen und uns auch auf andere Meinungen und Sichtweisen einlassen.

Bischöfin Dr. Hofmann:

Für mich ist der Unterschied zum normalen Spazierengehen, dass ich eben bewusst in einer Gemeinschaft laufe und auch bewusst mit einem geistlichen Anliegen laufe. Ich suche mir immer wieder auch Stationen, wo ich zur Ruhe komme, in die Stille gehe, ins Gebet gehe. Wir hatten heute wunderbare Begleitung durch Musik. Wir durften selbst Glocken läuten und haben dadurch einfach immer wieder auch Momente gehabt, in denen das, was uns bewegt hat und in Bewegung gebracht hat, auch zu Gott hinbewegt werden konnte.

Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck: www.ekkw.de

 

Fotos: Bistum Fulda / B. Beintken

27.05.2021


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